Konferenz "Reallabore – ExperimentierRäume für den Weg in eine nachhaltige Gesellschaft"
Datum: 11. und 12. April 2024
Ort: Deutsches Hygiene-Museum Dresden
Prof. Dr. Timo von Wirth, Frankfurt University of Applied Sciences
Dipl.-Psych. Matthias Wanner, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie / Research Institute for Sustainability (RIFS) Potsdam
Thema: Transformation in Richtung nachhaltigerer Lebensweisen meint einen gesellschaftlichen Aushandlungsprozess und kann nicht ohne Reibung und Auseinandersetzungen erfolgen. Konflikte sind daher elementare Bestandteile des Wandels. Reallabore und Nachhaltigkeitsexperimente als Orte des Erprobens nachhaltigerer Zukünfte werden damit auch zu Konflikträumen, in denen sich gesellschaftliche Spannungen auf Mikroebene verdichten und ausgetragen werden. Dies kann für die transdisziplinäre Arbeit in und mit Reallaboren vielfältige Auswirkungen haben.
Zuletzt wurden in Deutschland Nachhaltigkeitsexperimente emotionalisiert abgebrochen (z. B. Köln, Berlin) oder sogar vor Gericht gekippt (München); vielfach im Kontext eines von verschiedenen Akteuren ausgetragenen Konfliktes über die Nutzung des öffentlichen Raums. Welche Folgen haben solche Entwicklungen für das Vertrauen innerhalb der Akteursnetzwerke und für die Legitimität der Formate Reallabor und Nachhaltigkeitsexperiment? Oder besteht gar eine "generative Kraft" des Konfliktes, um transformativ zu wirken? Braucht es nicht gerade neue Räume, um intensive Auseinandersetzungen mit unterschiedlichen Wertvorstellungen und Zukunftsideen zu ermöglichen und daraus Schritte für einen tiefgreifenderen Wandel initiieren zu können? Was sind dann die geeigneten Gestaltungskomponenten, um Reallabore und Nachhaltigkeitsexperimente als Teil von konfliktreichen, gesellschaftlichen Lernprozessen robust aufzustellen?
Bislang wurde die Rolle von Spannungen und Konflikten in der Theorie und Praxis von Reallaboren wenig thematisiert. Was kann die Reallaborforschung und -arbeit z. B. von Konflikt- und politischen Theorien oder von den langjährigen Erfahrungen der Entwicklung- und Friedensarbeit lernen?
Dieser Themenstrang soll den Erfahrungsaustausch zur Rolle von Konflikten und Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der Arbeit in Reallaboren und Nachhaltigkeitsexperimenten ermöglichen. Dabei sind sowohl theoretisch-konzeptionelle Beiträge (die z. B. Konflikttheorien, politologische Machttheorien und Theorien des Wandels in den Austausch bringen), aber auch empirische Erfahrungen aus der Teilnahme oder Beobachtung von transdisziplinärer Arbeit in Reallaboren eingeladen.
Wir möchten einerseits neue Forschungsfragen und -richtungen zur Rolle von und Umgang mit Konflikten in lokalem Wandel identifizieren (und ggfs. im Anschluss publizieren); gleichzeitig aber auch anhand konkreter Fälle "good practices" für die Reallaborarbeit und das Experimentieren vor Ort sammeln.
Der Themenstrang soll u. a. folgende Fragen besonders adressieren: