TEMPUS

Temporalität und strategische Planung – Zum Timing von Strategieveränderungen am Beispiel des Emscherumbaus

Kurzbeschreibung

Strategien sollen Orientierung bieten und sich durch Stabilität im Zeitverlauf auszeichnen. Strategieveränderungen sind daher besonders erklärungsbedürftig. Bei langfristig angelegten Vorhaben strategischer räumlicher Planung ist angesichts komplexer, unsicherer und konflikthafter Rahmenbedingungen gleichwohl regelmäßig mit Strategieveränderungen zu rechnen. TEMPUS untersucht diese anhand einer langzeitorientierten Einzelfallstudie zum Emscherumbau im Ruhrgebiet in den Jahren 1980 bis 2022.

Projektvorhaben

Das Vorhaben kann auf umfangreiche Vorarbeiten zur strategischen räumlichen Planung und zur regionalen Strategieentwicklung zum Emscherumbau zurückgreifen und daher einen Schwerpunkt auf die deskriptive und kausale Datenanalyse setzen. Zwei Leitfragen stehen im Fokus: (1) Welche Phasen und Strategieveränderungen sind für die Strategieentwicklung zum Emscherumbau charakteristisch? (2) Welche Ursachen erklären den Zeitpunkt (das "Timing") von Strategieveränderungen innerhalb der Strategieentwicklung?
TEMPUS leistet mit seinem Fokus auf Strategieveränderungen, Zeit und Temporalität einen wichtigen Beitrag zum internationalen Forschungsstand zu strategischer räumlicher Planung, indem es die deskriptive und kausale Leistungsfähigkeit bestehender Modelle erweitert. Denn die Planungsforschung befasst sich bisher selten dezidiert mit Strategieveränderungen. Auch Zeit und Temporalität werden nur wenig beachtet, obwohl Planungstheorien traditionell prozedural ausgerichtet sind.

Projektziele

Hauptziel von TEMPUS ist die Weiterentwicklung des Prozessmodells regionaler Strategiebildung (Wiechmann 2008), um Zeit und Temporalität explizit, umfassender und systematischer als bisher in dem Modell zu verankern. Empirisches Ziel ist die deskriptive und kausale Analyse regionaler Strategieentwicklung zum Emscherumbau.

Arbeitspakete

Das Arbeitsprogramm umfasst fünf Arbeitspakete (AP). AP 1 geht über eine "Archivstudie" hinaus und umfasst auch Expert*inneninterviews zur Strategie des Emscherumbaus. AP 2 geht auf der Grundlage einer detaillierten Chronologie zum Emscherumbau vertiefend auf die fallspezifische Periodisierung bzw. Phasenanalyse, Sequenzierung, Dauer und das Tempo der Strategieentwicklung ein. Es erfolgt ein Test von Hypothesen zur Erklärung des "Timing" von Strategieveränderungen ("Process Tracing"). Die Datenanalyse beruht auf aktuellen Entwicklungen in der Methodologie kausalitätsorientierter Fallstudienforschung (z.B. Typologie von kausalen Effekten nach Mahoney). AP 3 und AP 4 dienen der Ergebniserarbeitung (Fallstudienevidenz und Modellweiterentwicklung). AP 5 adressiert Planungswissenschaftler*innen und -praktiker*innen in zwei projektspezifischen Workshops.

Verlauf

2024

Juli 2024 – Roundtable "Temporality in Planning Thought", AESOP, Paris

2025

Juli 2025 – AESOP, Istanbul
September 2025 – Workshop 1: Präsentation der Zwischenergebnisse und Austausch mit Vertreter*innen aus Wissenschaft und Praxis.

2026

Juli 2026 –  AESOP, Helsinki

2027

Frühling 2027 – Workshop 2: Vorstellungen zentraler Projektergebnisse einem internationalen wissenschaftlichen Publikum.
Buchpublikation

 

Veröffentlichungen

Hutter, G.; Wiechmann, Th. (2022): Time, Temporality, and Planning – Comments on the State of Art in Strategic Spatial Planning Research. In: Planning Theory & Practice, Vol. 23, Nr. 1, S. 157 – 164 (open access article)
https://www.doi.org/10.1080/14649357.2021.2008172

Veranstaltungsrückblicke

Round Table auf dem AESOP Annual Congress am 10. Juli 2024 in Paris: Temporality in Planning Thought – Ein neuer "Turn"?

Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.

FS Sachsen

Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.