SWITCH

Gemeinschaftsgetragene Wirtschaftsformen aufbauen, Gesellschaft transformieren

Problemstellung

Die vorherrschende auf Wachstum, Rendite und Effizienz ausgerichtete Wirtschafts- und Gesellschaftsweise (Rosa 2013, Paech 2012, Brand & Wissen, 2006) „untergräbt unseren Wohlstand, weil sie die natürlichen Grundlagen des Wirtschaftens zerstört.“ (UBA, 2022). Neue gemeinschaftsgetragene Unternehmen setzen dem etwas entgegen: Kooperation statt Konkurrenz, Bedürfnisorientierung statt Wachstumszwang, Ressourcensicherung statt -übernutzung. Insbesondere das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft (Community Supported Agriculture = CSA) gilt mit seinen spezifischen Prinzipien des (1) direkten Kontakts zwischen Produzierenden und Konsumierenden, (2) einer solidarischen Finanzierungsweise und (3) der ressourcenschonenden Organisierung der Produktion (Rommel et al., 2024) als neue, nachhaltige(re) Wirtschaftsweise. Mittlerweile finden sich einige Versuche der Übertragung dieser Prinzipien auf andere Versorgungsfelder (CSX= Community Supported X), wie z.B. solidarische Energieunternehmen. Die Agglomeration diverser CSX in einer Region bergen als Verbund das Potenzial gemeinschaftsgetragener Wertschöpfungsräume (Community Supported Economy‘ (CSE)), welche sich komplementär zum tradierten Wirtschaftssystem stabilisieren.

Ziele

SWITCH möchte wichtige Schritte von der solidarischen Landwirtschaft (CSA) zu resilienten solidarischen Unternehmensmodellen (CSX) bis hin zu einer umfassenden solidarischen Wirtschaftsweise (CSE) analysieren, verstehen, aufgreifen und skalieren. Somit untersucht SWITCH, wie neue Wirtschaftsweisen zu nachhaltigen Wertschöpfungsräumen beitragen können und setzt konkrete Impulse für transformative Unternehmensgründungen.

Forschungsfragen

Dabei fragen wir uns, welche Grenzen und Möglichkeiten das innovative CSX-Geschäftsmodell in unterschiedlichen Versorgungsfeldern (z. B. Energie, Mobilität, Ernährung) hat (Systemwissen). Um eine Verbreitung des Ansatzes zu unterstützen, eruieren wir zudem Mittel und Wege, um die Anschlussfähigkeit und Umsetzbarkeit für Gründende einzuschätzen und zu fördern (Ziel- und Transformationswissen). Dafür gilt es zum einen zu klären, welche Bereitschaft in welchen gesellschaftlichen Milieus vorhanden ist, sich an CSX-Unternehmen zu beteiligen (Zielwissen), zum anderen, welche (zielgruppenspezifischen) Ansprachen eine breite Beteiligung gesellschaftlicher Akteure unterstützen können (Transformationswissen). Weiterhin analysieren wir in SWITCH, welche aktuellen physischen, planerischen und politischen Rahmenbedingungen die Entstehung und das Bestehen gemeinschaftsgetragener Ökonomieformen begünstigen oder verhindern? (Systemwissen). Zudem wollen wir am Ende des Projektes Aussagen dazu treffen zu können, wie Rahmenbedingungen angepasst werden müssten, sodass gemeinschaftsgetragene Unternehmen (CSX) sowie Ökonomien (CSE) leichter initiiert und etabliert werden können (Transformationswissen).

Methodik

Methodisch verfolgt das Vorhaben einen transformativen Forschungsansatz (WBGU 2011, Schneidewind & Singer-Brodowski 2014). Die damit verbundene Philosophie des "Learning by Doing" und "Doing by Learing" ist es, die Transformationswissen verspricht (Rotmans & Loorbach, 2009). Wir wollen in SWITCH daher aktive CSX-Unternehmen transdisziplinär analysieren,  Gruppen und Organisationen identifizieren und auswählen, die potentiell CSX neu gründen, auf CSX umstellen oder ihr bestehendes CSX-Unternehmen (z. B. solidarischer Landwirtschaftshof) auf CSX erweitern wollen und  in Reallaborsettings (Beecroft & Parodi 2016) CSX in ihrer Verwirklichung unterstützen und gemeinsam lernen, wie die Pfade der Gründung, Erweiterung und Umstellung konkret aussehen können.  

Angestrebte Ergebnisse

Faktoren, die eine Genese, Stabilisierung und Verbreitung der neuen ökonomischen Praktiken der CSX-Unternehmen ermöglichen, werden beschrieben und bewertet, ebenso wie potenzielle Hemmnisfaktoren. In verschiedenen transdisziplinären Formaten werden zusammen mit interessierten Personen(gruppen) zudem Ideen für CSX-Unternehmen entwickelt und konkret umgesetzt. Als praxisrelevanter Forschungsoutput werden auf Grundlage der wissenschaftlichen Erhebungen segmentspezifische exemplarische Businesspläne erstellt. Aufbauend auf den Ergebnissen der Begleitforschung werden in Workshops CSX-Unternehmen und relevante Akteure aus Politik und Gesellschaft zusammengeführt, um Transformationspfade hin zu einer ´Community Supported Economy` (CSE) zu eruieren. 

SWITCH stellt mit dem CSX-Modell also einen jüngst an Dynamik gewinnenden und potenziell transformativen mikroökonomischen Ansatz in den Mittelpunkt des Interesses, um praxisrelevante Wissensbestände zu transformativen Wandel sowie konkrete Transformationspfade hin zu einer gemeinschaftsgetragenen, solidarischen, wachstumsunabhängigen Ökonomie zu generieren und somit im Sinne des Forschungsbereiches ´Transformative Kapazitäten` Voraussetzungen und Pfade für einen sozial-ökologischen Gesellschaftswandel zu eruieren. 

Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.

FS Sachsen

Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.