Problemstellung
Das enorme Ausmaß der anthropogenen Umweltveränderungen der letzten Jahrzehnte hat zu einer beschleunigten Degradation von Landschaften und Ökosystemen sowie zu einem Verlust an biologischer Vielfalt geführt. Degradation bedeutet in diesem Zusammenhang eine Verschlechterung von Landschaftsfunktionen und Ökosystemleistungen. Um die drängenden Herausforderungen der gegenwärtigen globalen sozial-ökologischen Krise zu bewältigen, ist eine raumbezogene Forschung auf den und über die verschiedenen Skalen von Stadtquartieren, Städten und Regionen erforderlich. Eine solche raumbezogene Forschung hat sich explizit mit den Besonderheiten von Landschaften, Ökosystemen und biologischer Vielfalt auseinanderzusetzen. Die Transformationsforschung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, fokussiert allerdings bislang erst im Ansatz auf räumliche Implikationen und weist bisher nur einzelne Bezüge zur angewandten Ökologie und den Schutzgütern Landschaft, Ökosysteme und biologische Vielfalt auf. Insoweit ist hier von einer noch weitgehenden Forschungslücke auszugehen, die das Projekt herausarbeiten und bearbeiten möchte.
Ziel
Vorrangiges Ziel dieses Grundlagenprojekts ist es, die Transformation von Landschaften unter Zuhilfenahme der Begriffe und Erkenntnisse der Transformationsforschung zu konzipieren und zu fundieren, um darauf aufbauend Beiträge für Landschaftstransformationen, nachhaltige Landnutzungsstrukturen und Landsysteme entwickeln zu können.
Methodik
Folgende Schlüsselkonzepte und -begriffe der Transformation werden für eine weitergehende Betrachtung und Operationalisierung ausgewählt.
Zu jedem der drei Wissensformen-Cluster wird mindestens ein ganztägiger Workshop durchgeführt, der durch ein Literaturreview im spezifischen Kontext von Transformation, Landschaft, Ökosystemen, biologischer Vielfalt vorbereitet wird. Im Nachgang zu jedem Workshop folgt ein Schreibprozess mit jeweils unterschiedlichen Schreib-/Kerngruppen, die die wichtigsten Konzeptualisierungsergebnisse in Form von zunächst einzelnen Textbausteinen festhalten.
Ergebnisse
Erste Ergebnisse zeigen, dass Systemwissen und ein allgemeines Verständnis von Systemdenken und sozio-ökologisch-technischen Systemen eine echte Forschungslücke für die zukünftige Landschafts-, Ökosystem- und Biodiversitätsforschung im Kontext der Nachhaltigkeit darstellt. Eine umfangreiche und systematische Literaturrecherche in 2023 ergab letztlich ‚nur‘ 17 relevante Publikationen, die Nachhaltigkeitstransformation in Kombination mit Systemwissen in den Kontext von Landschaftsforschung stellen. Es zeigt sich zudem, dass in der Landschaftsforschung auch das Konzept der Leverage Points noch nicht nutzbar gemacht wurde. Gleichwohl lassen sich shallow bis hin zu deep leverage points identifizieren. Die Landschaftsplanung bspw. nicht nur als räumliches Planungsinstrument, sondern auch und vielmehr als Instrument zu sozialem-lokalen Lernen zu begreifen, könnte einen solchen tiefgreifenden Hebel zur Nachhaltigkeitstransformation darstellen. Dies war u.a. das Ergebnis eines IÖR-weiten Studios in 2023 zum Thema.
Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.