Problemstellung
Auf wissenschaftlicher Seite sind seit über 30 Jahren weltweit Bemühungen im Gange, die Leistungen unterschiedlicher Ökosysteme sichtbarer zu machen und in gesellschaftliche Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Obwohl dadurch auch die Bedeutung von Biodiversität steigt – da in der Regel Ökosystemleistungen intakte Ökosysteme und implizit artenreiche Landschaften bedingen – sind diese Ansätze lange Zeit kaum aufgegriffen worden. Erst durch eine Veränderung der normativen, fallweise auch rechtlichen und programmatischen Rahmenbedingungen, zeichnet sich nun eine neue Dynamik ab. Zugleich ist ebenfalls seit vielen Jahren eine Diskussion im Gange, die enggeführte wirtschaftswissenschaftliche Sicht von Wohlstand – und quantitativem wirtschaftlichem Wachstum als Garant – um andere Faktoren des gesellschaftlichen Wohlstands zu erweitern.
In Deutschland wird absehbar die aktuell in Entwicklung befindliche Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt bis 2030 relevant, welche konkrete Bezüge zum Thema Umweltökonomische Gesamtrechnungen/Wohlfahrtsindikatoren beinhalten soll. Darüber hinaus sollte eine ökosystembezogene Berichterstattung (weiter-) entwickelt werden, welche auch im Rahmen der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie herangezogen werden kann. Zentrale Stellschrauben mit Blick auf die aus mehreren Gründen notwendige Transformation der Wirtschaft wären u.a. die Korrektur der Wohlfahrtsmessung und der Wirtschaftsberichterstattung, z.B. durch den weiteren Ausbau der Ökosystemgesamtrechnung und der Integration von Naturkapital in wirtschaftliche Entscheidungsmechanismen.
Ziele
Ziel des Projektes ist es, biodiversitätsrelevante Wohlfahrtsindikatoren in die wirtschaftliche Berichterstattung Deutschlands zu integrieren und dabei den Verbrauch von Naturvermögen einerseits, auftretende Natur- und Umweltbelastungen sowie entsprechende Schäden an Natur und Ökosystemen (als Pendant zu Umweltschäden auf biotischer Ebene) andererseits zu berücksichtigen.
Forschungsfragen des Vorhabens
Für eine erfolgreiche Implementierung sollen im Rahmen des Projektes Vorschläge für die Integration einer solchen erweiterten Wohlstandserfassung generiert und Empfehlungen entwickelt bzw. aufgegriffen werden, die eine Anwendung in Politik, Privatwirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft finden.
Welche Faktoren sind für diese Zielsetzung zu berücksichtigen und wie kann Natur als “Kapital/Naturvermögen” im Kontext einer Wohlfahrtsberichterstattung stärker integriert und verbreitet werden (Stichwort Mainstreaming)?
Wie kann und sollte das Konzept des traditionellen BIP/Bruttonationaleinkommen (BNE) um existierende Nachhaltigkeitsberechnungen und Accounting Systeme, die naturschutzfachliche Informationen bereitstellen, wie das SEEA-EA der UN oder das ‘Adjusted Net Saving’-Konzept der Weltbank, erweitert bzw. ergänzt werden?
Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.