Handbuch zu urbaner Umweltakupunktur erschienen

Wie können Städte kleine Grünflächen in ihr Umweltmanagement integrieren und damit viel für das Stadtklima und die biologische Vielfalt erreichen? Diese Frage – und damit das Konzept der urbanen Umweltakupunktur – stand drei Jahre lang im Mittelpunkt des Interreg-CENTRAL-EUROPE-Projektes SALUTE4CE. Die Ergebnisse haben die Projektpartner aus fünf europäischen Ländern, darunter das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR), in einem Handbuch zusammengefasst.

Durch viele kleine Schritte zum großen Ganzen beitragen – das ist die Idee hinter dem Konzept der urbanen Umweltakupunktur, zu dem das Projekt SALUTE4CE (SALUTE for Central Europe) geforscht hat. Klein sind dabei die Grünflächen, um die es in dem Projekt ging. Sie messen höchstens 0,2 Hektar und sind damit nur etwas größer als ein Viertel Fußballfeld. Hinter dem Konzept der urbanen Umweltakupunktur steckt die Idee, mit kleinen, aber sehr gezielten Eingriffen in die Struktur von Städten große Wirkungen für ihre Entwicklung zu erreichen. Zum Vorbild nimmt sich das Konzept eine Behandlungsmethode aus der traditionellen chinesischen Medizin. Die Akupunktur soll mit feinen Nadelstichen an bestimmten Körperstellen helfen, Schmerzen zu lindern oder Krankheiten zu heilen. Wie sich dieses Konzept in Form der urbanen Umweltakupunktur erfolgreich auf die Entwicklung von Grünstrukturen in Städten anwenden lässt, erläutert ein Handbuch, das die Partner in SALUTE4CE zum Abschluss des Projektes herausgegeben haben.

Das Projektteam zeigt auf, wie die urbane Umweltakupunktur dazu beitragen kann, Herausforderungen der Stadtentwicklung zu überwinden oder negative Effekte zumindest abzumildern. Das betrifft zum Beispiel die Bodenversiegelung und andere Beeinträchtigungen von Böden, den Verlust der biologischen Vielfalt, aber auch die Luftqualität oder Probleme mit extremen Wetterereignissen wie lange Hitze- und Dürreperioden oder Starkregenfälle. Die urbane Umweltakupunktur kann hier durch verschiedene naturbasierte Lösungen Abhilfe schaffen. In welcher Weise, das zeigen die Autor*innen in dem Handbuch anhand unterschiedlicher Beispiele auf. Zum einen erläutern sie, bezogen auf die unterschiedlichen Herausforderungen der Stadtentwicklung, welche Maßnahmen und Lösungsansätze sich jeweils anbieten. Zum anderen zeigen sie auf, wie sich der Ansatz der urbanen Umweltakupunktur gezielt durch lokale Aktionspläne umsetzen lässt. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Kommunikation mit lokalen Akteur*innen und mit der Bevölkerung sowie deren aktive Beteiligung an den Prozessen der Stadtentwicklung. Ein Kapitel des Handbuches gibt auch hierzu hilfreiche Hinweise.

Auch über praktische Erfahrungen kann das Projektteam berichten. Denn ein Ziel von SALUTE4CE war die konkrete Umsetzung von Maßnahmen der urbanen Umweltakupunktur. In vier verschiedenen Fallstudiengebieten in Polen (Chorzów), Deutschland (Impulsregion Erfurt, Jena, Weimar, Weimarer Land), Italien (Alessandria) sowie der Slowakei (Liptovský Mikuláš) hat das Projektteam zum Beispiel kleine ungenutzte Flächen, Fassaden, Innenhöfe oder Fußgängerzonen begrünt, durch weitere Umgestaltungen aufgewertet und so für die Bevölkerung besser nutzbar gemacht. Aus den Erfahrungen, die sie dabei gemacht haben, leiten die Autor*innen Handlungsempfehlungen ab, die ebenfalls in das Handbuch zu urbaner Umweltakupunktur Eingang gefunden haben.

Originalpublikation
Vojvodíková, Barbara (Hrsg.) (2022): Handbook SALUTE4CE – Handbook on Urban Environmental Acupuncture. Ostrava : VŠB – Technical University of Ostrava, Faculty of Civil Engineering, 2022. ISBN 978-80-248-4598-2.
Zum Download auf der Projekt-Website

Hintergrund
Projekttitel: Integrated environmental management of Small Green Spots in Functional Urban Areas following the idea of acupuncture (SALUTE4CE/SALUTE for Central Europe)
Laufzeit: April 2019 bis März 2022
Förderung: EU-Strukturfonds EFRE im Programm Interreg CENTRAL EUROPE
Wissenschaftliche Partner: Institute for Ecology of Industrial Areas (IETU), Katowice, Polen (Projektleitung); Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung, Deutschland; Leading Innovation & Knowledge for Society (LINKS Foundation), Torino, Italien; Institute for Sustainable Development of Settlements (IURS), Ostrava, Tschechien.
Praxispartner: Stadt Chorzów, Polen; Schlesischer Botanischer Garten in Mikołów, Polen; Impuls-Region Erfurt-Jena-Weimar, Deutschland; LAMORO Development Agency, Italien; Stadt Alessandria, Italien; Stadt Liptovsky Mikulaš, Slowakei.

Weitere Informationen auf der englischsprachigen Projekt-Website

Wissenschaftlicher Kontakt im IÖR
Dr. Juliane Mathey und Dr. Jessica Hemingway
E-Mail: SALUTE4CEioer@ioer.de

Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.

FS Sachsen

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