Bereits seit 2017 wird an der Planungssoftware GOAT geforscht. GOAT steht dabei für „Geo Open Accessibility Tool“, also ein Instrument, das offene Geodaten nutzt und mit dem sich ermitteln lässt, wie es um die Verkehrsplanung und Erreichbarkeit in Städten und Regionen steht. 2021 wurde die webbasierte Planungssoftware erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Nun haben die Partner sie im Rahmen des Projektes GOAT 3.0 aktualisiert und weiterentwickelt. „GOAT ermöglicht mit einem stark erweiterten Daten- und Funktionsumfang eine noch effizientere integrierte Stadt- und Verkehrsplanung mit einem Fokus auf Lebensqualität und Nachhaltigkeit“, erläutert Benjamin Büttner vom Leadpartner, der Technischen Universität München (TUM). Neben TUM und IÖR wirkten im Projekt GOAT 3.0 die Plan4Better GmbH, die Prof. Schaller UmweltConsult GmbH und die Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH mit. Gefördert wurde das Projekt mit rund 1,03 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND.
Gemeinsam haben die fünf Partner GOAT von einem einfachen Werkzeugkasten zu einer umfassenden und flexiblen WebGIS-Anwendung weiterentwickelt. Sie unterstützt Kommunen bei der Bearbeitung aktueller Fragen der Mobilitätsplanung. Erweiterte Funktionen machen es möglich, eine Vielzahl neuer Anwendungsfälle zu bearbeiten. „Das reicht von der Analyse, wie gut oder schlecht wichtige Alltagsziele zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen sind, Stichwort 15-Minuten-Stadt, über die Optimierung von Angeboten des öffentlichen Nahverkehrs bis hin zur Entwicklung nachhaltiger Mobilitätskonzepte. Auch die Planung und Analyse von Maßnahmen zur Klimaanpassung und Grünversorgung kann GOAT nun unterstützen“, erläutert Robert Hecht, der das Projekt im IÖR geleitet hat.
Neue Funktionen für differenziertere Analysen
Möglich machen dies neue Funktionen, die in die Software integriert wurden. So können nun Reisezeitvergleiche oder Erreichbarkeitsanalysen nicht nur für den Fuß- und Radverkehr, sondern ebenso für Wege vorgenommen werden, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem eigenen Kraftfahrzeug zurückgelegt werden. Auch eine Kombination unterschiedlicher Verkehrsmittel ist möglich, um zum Beispiel die Erreichbarkeit von Schulen mit Fahrrad und Bus zu berechnen. Mit dem neu integrierten Indikator „ÖV-Güteklassen“ lässt sich schnell und einfach ermitteln, wie es um die Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln (ÖV) in verschiedenen Gebieten bestellt ist. Dabei sind Vergleiche sowohl auf lokaler wie auch auf überregionaler Ebene möglich und es lässt sich analysieren, wo weitere Angebote erforderlich sind. Nicht zuletzt lassen sich mit GOAT Aussagen zur Daseinsvorsorge treffen. Wie weit haben es Menschen, um ihren Einkauf zu erledigen, zu Arzt oder Ärztin, ins Theater, Kino oder in die Schwimmhalle? Ebenso lässt sich ermitteln, wie gut Menschen die nächste Grünfläche erreichen und somit Zugang zu Erholungsräumen haben.
Praxisbedarf ermittelt | deutschlandweite Analysen
Die Grundlage für diese Weiterentwicklungen bildeten umfassende Literaturrecherchen sowie Workshops und Interviews zum Bedarf potenzieller Anwender*innen. Die Ergebnisse aus der Anforderungsanalyse und den Recherchen werden transparent in einem „GOAT 3.0“-Projektwiki dokumentiert. Zudem hat das Projektteam in über 20 Workshops mit mehr als 100 Teilnehmenden kontinuierlich Feedback von Anwender*innen und Expert*innen gesammelt, insbesondere aus den drei Pilotregionen Rhein-Neckar, München und Görlitz sowie der Stadt Bonn.
Darüber hinaus war die Vorbereitung von GOAT für den deutschlandweiten Einsatz ein zentrales Anliegen. Das Projektteam hat dazu verschiedene nationale Datensätze erhoben, zusammengeführt und veredelt sowie eigene Datensätze generiert. Das IÖR wirkte hier unter anderem an der Entwicklung eines Ansatzes zur kleinräumigen Bevölkerungsschätzung unabhängig vom Zensus mit. Auch an der Konzeptionierung der neuen Indikatoren – etwa zur Grünflächenversorgung – sowie der Geodatenanalyse und der Pilotierung, also dem Test der weiterentwickelten Planungssoftware, waren Forschende des IÖR beteiligt. Zudem begleiteten sie den transdisziplinären Forschungsprozess mit zahlreichen Interviews und Workshops. Als Schnittstelle zwischen den Entwickler*innen und den Praxisanwender*innen stellte das Team sicher, dass die Bedürfnisse der Endanwender Berücksichtigung bei der Entwicklung finden.
Die neuen Möglichkeiten von GOAT werden bereits vielfach in der Praxis genutzt. Interessierte können GOAT selbst ausprobieren. Sie können sich für die kostenfreie Nutzung der Demoversion auf der Projekt-Website registrieren.
Wissenschaftlicher Kontakt im IÖR
Dr. Robert Hecht, E-Mail: R.Hechtioer@ioer.de
Über das Förderprogramm mFUND des BMDV
Im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND fördert das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) seit 2016 datenbasierte Forschungs- und Entwicklungsprojekte für die digitale und vernetzte Mobilität der Zukunft. Die Projektförderung wird ergänzt durch eine aktive fachliche Vernetzung zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Forschung. Die Bereitstellung von offenen Daten erfolgt über die Mobilithek.
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