BUND-Forschungspreis 2022 geht an Josefine Gottschalk vom IÖR

Für ihre Masterarbeit zum Thema ganzheitlicher Meeresschutz in der europäischen Meeresraumplanung erhält Josefine Gottschalk, Wissenschaftlerin am Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR), den Forschungspreis 2022 des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Mit dem Preis würdigt der BUND wegweisende Arbeiten junger Wissenschaftler*innen, die zu nachhaltiger Entwicklung forschen.

Josefine Gottschalk erhält den BUND-Forschungspreis 2022 für ihre Masterarbeit "Scratching Below Surface. Is the maritime spatial planning of the European Union ready for adequate marine conservation?". Die Arbeit hat sie im Rahmen ihres Studiums der Umweltplanung an der Technischen Universität Berlin verfasst. Die junge Wissenschaftlerin zeigt darin auf, dass der ganzheitliche Meeresschutz bei der Meeresraumplanung der EU zu kurz kommt.

In ihrer Arbeit identifiziert Josefine Gottschalk gezielt die Schwächen der europäischen Meeresraumplanung aus der Perspektive der Natur. Ihr Fazit: Ganzheitlicher Meeresschutz wird in der Meeresraumplanung bisher zu wenig berücksichtigt. Beispielhaft hat die Preisträgerin dafür die Meeresraumplanung der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone in Nord- und Ostsee untersucht und verschiedene Planungsunterlagen analysiert. Sie belegt, dass sowohl strukturelle (Biodiversität) als auch funktionale (Ökosystemfunktionen) Komponenten der natürlichen Meeresumwelt im aktuellen Prozess der Meeresraumplanung der Europäischen Union eine unzureichende Rolle spielen. "Das bedeutet, dass zum einen der Schutz der biologischen Vielfalt bei Planungen nicht umfassend genug berücksichtigt wird. Zum anderen stellt die aktuelle europäische Meeresraumplanung nicht sicher, dass marine Ökosysteme als intakte Lebensräume erhalten bleiben. Deswegen ist es wichtig, trotz steigender menschlicher Aktivitäten auf See den nötigen Raum zu bewahren und aktiv zu schaffen, sodass marine Ökosysteme sich weiterentwickeln und so ihre wichtigsten Funktionen erfüllen können", so die Wissenschaftlerin. Josefine Gottschalk beschreibt in ihrer Arbeit zudem, wie fehlende biologische und ökologische Meeresdaten eine ökosystembasierte Meeresraumplanung bremsen. Sie macht aber auch deutlich, dass der Schutz der Meere schon jetzt auch ohne diese Kenntnisse und Daten weiter vorangetrieben werden muss.

Mit der Masterarbeit von Josefine Gottschalk hat der BUND erstmals eine Forschungsarbeit zu einem marinen Thema ausgezeichnet. "Die Ehrung unterstreicht, dass eine nachhaltige räumliche Entwicklung nicht nur an Land, sondern auch auf See von entscheidender Bedeutung ist. Die Meere spielen unter anderem im globalen Klimasystem eine essenzielle Rolle. Durch menschliche Eingriffe unterliegen marine Naturräume einem rasanten Wandel, den wir jedoch kaum wahrnehmen", so Prof. Dr. Gerold Janssen, der als Projektleiter im IÖR die Forschung zur Meeresraumordnung verantwortet. "Es ist von höchster gesellschaftlicher Relevanz, dass wir auf See eine nachhaltige Raumentwicklung erreichen. Die Trends zeigen im Moment leider in eine andere Richtung. Aber noch haben wir die Chance, aus den Fehlern, die einst bei der Raumplanung an Land begangen wurden, zu lernen und die Transformation des Meeresraumes von Grund auf nachhaltig zu gestalten, solange der Wandel noch langfristig tragfähig und umweltverträglich möglich ist", sagt die Preisträgerin Josefine Gottschalk.

Mit seinem Forschungspreis möchte der BUND wissenschaftliches Engagement für nachhaltige und zukunftsfähige Strategien fördern. Für den Forschungspreis 2022 wurden 46 Arbeiten eingereicht. Sie seien ein Beleg dafür, dass sich die Erkenntnis weiter durchsetze, dass der Entwurf nachhaltiger und zukunftsfähiger Strategien nur im Zusammenspiel mit der Ökologie gelinge, so der BUND in seiner Pressemitteilung. Die offizielle Preisverleihung findet Mitte November im Rahmen der Bundesdelegiertenversammlung des BUND statt. Der Nachhaltigkeitspreis für Masterarbeiten ist mit 1.000 Euro dotiert.

Zur Person

Josefine Gottschalk arbeitet seit Januar 2022 am Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR). Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsbereich Transformative Kapazitäten und forscht im Projekt MSP-SpaCeParti (Küstenfischerei, Biodiversität, räumliche Nutzung und Klimawandel: Ein partizipativer Ansatz zur Navigation der westlichen Ostsee in eine nachhaltige Zukunft) zu Regelungsmöglichkeiten der Meeresraumordnung für eine nachhaltige Küstenfischerei. Josefine Gottschalk hat Politikwissenschaften und Soziologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel studiert und dort ihren Bachelorabschluss erlangt. Danach folgte ein Masterstudium der Umweltplanung an der Technischen Universität Berlin sowie der Meeresbiologie an der Università del Salento in Lecce, Italien. Schon als Kind war die Wissenschaftlerin fasziniert vom Meer. Seit sie 2012 in Guatemala in einem Projekt zum Schutz von Meeresschildkröten tätig war, stand für sie fest, dass sie sich auch weiterhin beruflich wie privat für eine gesunde und intakte Meeresumwelt engagieren möchte. Die Arbeit am IÖR bietet ihr diese Möglichkeit.

Kontakt per E-Mail: J.Gottschalkioer@ioer.de

Hintergrund
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat 2022 seinen Forschungspreis zum sechsten Mal ausgelobt. Damit ehrt der BUND junge Nachwuchswissenschaftler*innen, die zu nachhaltiger Entwicklung forschen. Ziel ist es, die öffentliche Aufmerksamkeit für wissenschaftliche Leistungen in diesem Forschungsfeld zu erhöhen. Über die Preisvergabe entscheidet eine Jury, die sich aus Mitgliedern des Wissenschaftlichen Beirats des BUND und aus externen Expert*innen zusammensetzt.

Weitere Informationen zum Forschungspreis

Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.

FS Sachsen

Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.