Leitbild des IÖR

Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung und Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Mit dem vorliegenden Leitbild formulieren wir strategische Grundlagen für die zukünftige Entwicklung des IÖR. Das Leitbild stellt einen langfristigen Orientierungsrahmen für unsere Forschungs- und Transferaktivitäten bereit, die in unserem Forschungsprogramm weiter operationalisiert werden. Es legt gleichermaßen Prinzipien der Organisation, des Managements und des Miteinanders fest. Das Leitbild wurde in einem offenen Prozess der Ko-Kreation gemeinsam mit den Mitarbeiter*innen entwickelt und wird regelmäßig aktualisiert.

Unsere Vision und Ziele

Wir leisten Beiträge für eine räumliche Entwicklung, die es den Menschen ermöglicht, innerhalb ökologischer Grenzen zu prosperieren und planetare Gerechtigkeit zu gewährleisten. Mit Blick auf das Ausmaß der gegenwärtigen globalen sozial-ökologischen Krise zielt unsere Forschung darauf ab, tiefgreifende und umfassende Transformationen zu beschleunigen und umzusetzen, die Regionen, Städte und Quartiere nachhaltig und resilient gestalten. Als führendes Zentrum für raumbezogene Nachhaltigkeitswissenschaften entwickeln wir maßstabsübergreifende raumbezogene Informationen, Analysewerkzeuge und Wissen sowie Instrumente für Politik und Planung, welche adaptive und transformative Kapazitäten in räumlichen Kontexten stärken. Zu diesem Zweck streben wir an, die internen und externen Nachhaltigkeitsorientierungen von Individuen, Organisationen und der Gesellschaft insgesamt sowie deren Einbettung in sozial-ökologisch-technologische räumliche Konfigurationen sichtbar zu machen.

Unser Forschungsgegenstand

Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit sozial-ökologischer Transformationen in räumlicher Hinsicht, um die grundlegenden Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Menschliches Handeln belastet das Erdsystem auf allen Maßstabsebenen und mit immensen räumlichen Unterschieden. Industrialisierungsprozesse und demografischer Wandel führen zu erheblichen lokalen oder über räumliche Distanzen vermittelten (tele-coupled) Umweltbelastungen, wobei Wachstumsdynamiken regional stark variieren. Dies umfasst unter anderem die Zerstörung von Ökosystemen, das Artensterben, Rohstoffgewinnung, Schadstoffemissionen, Bodenversiegelung oder Abfallentsorgung. Im Gegenzug sind menschliche Siedlungen zunehmend verschiedenen Naturgefahren mit höchst ungleicher geografischer Verteilung ausgesetzt. Dabei spielen Technologien und insbesondere die Digitalisierung eine ambivalente Rolle, da sie Belastungen und Risiken sowohl verstärken als auch mindern können.

Mit Blick auf diese Herausforderungen untersuchen wir die Merkmale, Muster und Dynamiken sozial-ökologisch-technologischer räumlicher Konfigurationen. Unsere Forschung fokussiert auf Landschaften, gebaute Umwelt, Landnutzung und wirtschaftliche Interaktionen, um ihre Entwicklung und Transformation zu analysieren und zu vergleichen, insbesondere im räumlichen Kontext von Quartieren, Städten und Ballungsräumen, urbanisierten und ländlichen Gebieten sowie Regionen und Ländern - einschließlich grenzüberschreitender Gebiete. Maßgebliche Umweltfaktoren, die wir in unsere Betrachtung einbeziehen, sind das regionale Klima, Ökosysteme, biologische Vielfalt, Ressourcen und Naturgefahren. Als entsprechende physische Faktoren der Gesellschaft untersuchen wir Technologien, Materialien und Energie. Unser Hauptinteresse gilt letztlich dem räumlichen Zusammenwirken dieser Faktoren mit Institutionen sowie kulturellen und sozialen Praktiken hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Nachhaltigkeit und Resilienz. Dabei berücksichtigen wir insbesondere die Rolle verschiedener Individuen und Akteure, ihrer Intersektionalität und Interaktionen sowie der Gesellschaft insgesamt in der Gestaltung räumlicher Entwicklungen.

Unser Forschungs- und Transferansatz

Unsere Forschung ist originär sowie von hoher gesellschaftlicher Relevanz und treibt zugleich den wissenschaftlichen Erkenntnisstand voran. Wir stützen uns auf die Raum-, Umwelt-, Sozial-, Wirtschafts-, Rechts- und Ingenieurwissenschaften und nutzen Raumbegriffe als gemeinsame Referenz. Dies reicht vom physisch-materiellen Raum über relationale und sozial-konstruktivistische Raumkonzepte und den subjektiven Erfahrungs- und inneren Raum bis hin zum digitalen Raum. Angesichts der Komplexität und Dynamik unseres Forschungsgegenstands nutzen wir integrierte mono-, inter- und transdisziplinäre Forschungsansätze und forcieren ihre Weiterentwicklung: Um ein umfassendes Verständnis zu entwickeln und zugleich einzelne Aspekte tiefergehend zu untersuchen, erarbeiten wir interdisziplinäre Forschungsdesigns und nutzen dabei auch disziplinäre Perspektiven. Darüber hinaus gestalten wir gemeinsam mit öffentlichen, privaten und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen transdisziplinäre Ansätze wie z. B. Reallabore oder Citizen Science, um Wissenskoproduktion und Ko-Kreation zu ermöglichen. Dabei reflektieren wir unsere Rolle als Wissenschaftler*innen in der räumlichen Entwicklung.

Durch unseren Forschungsansatz generieren wir systemisches Wissen über räumliche Konfigurationen, über ihre Vergangenheit und Gegenwart und über ihre Veränderbarkeit sowie mögliche und erstrebenswerte Zukünfte. Daraus leiten wir alternative räumliche Entwicklungspfade sowie die für Transformationen erforderlichen Bedingungen, Handlungsansätze und Maßnahmen ab. Entsprechend entwickeln wir Konzepte, Methoden und Werkzeuge für Wissenschaft und Gesellschaft, um den räumlichen Wandel sowie die Rolle von Raum als Gegenstand, Mittel oder Zweck von Nachhaltigkeitstransformationen zu verstehen, zu bewerten und gezielt zu gestalten. Dies umfasst insbesondere Ansätze für raumbezogene Datenanalyse, Monitoring und prospektive Modellierung, formelle und informelle Instrumente für Politik und Planung im Raum- und Umweltbereich sowie Reflexionsformate in Bezug auf individuelle oder kollektive Orientierungen und Praktiken.

Unsere Forschungsergebnisse unterstützen dabei, zentrale gesellschaftliche Ziele im Zusammenhang mit der räumlichen Entwicklung zu erreichen, einschließlich der Ziele der Urbanen Agenden der Vereinten Nationen und der EU, der Territorialen Agenda der EU, der Leipzig Charta und der Basque Declaration sowie der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und der damit verbundenen internationalen Umweltverpflichtungen wie der Klimarahmen- (UN FCCC) und Biodiversitätskonvention (UN CBD). Darüber hinaus ermöglichen unsere Resultate der öffentlichen Hand auf allen Ebenen sowie der Zivilgesellschaft und Unternehmen, gemeinsam systemische Innovationen in Mensch-Umwelt-Beziehungen anzustoßen. Damit kann eine verantwortungsbewusste kollektive Steuerung (stewardship) nachhaltiger und resilienter Regionen, Städte und Quartiere entwickelt werden – über das bloße Einhalten von Verpflichtungen hinaus.

Um die Wirkung unserer Forschung in Wissenschaft und Gesellschaft zu verstärken, bildet Wissenstransfer einen integralen Bestandteil unserer Arbeit. Wir engagieren uns in Wissenschafts- und Praxisnetzwerken auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene sowie im regionalen und lokalen Kontext unserer Standorte in Dresden und Görlitz. Auf diese Weise unterstützen wir den kontinuierlichen Austausch, Prozesse der Wissenskoproduktion und Ko-Kreation sowie die Weiterentwicklung des raum- und umweltpolitischen Rechtsrahmens in Deutschland und Europa. Über unsere Netzwerke bauen wir gleichermaßen Forschungskooperationen und langfristige strategische Partnerschaften aus. Damit schaffen wir auch Voraussetzungen für empirische Studien an relevanten Standorten. Unser Wissenstransfer fokussiert auf Hebelpunkte und die damit verbundenen Zielgruppen. Er stützt sich dabei auf eine breite Palette von Methoden – einschließlich Dateninfrastrukturen, direkter Akteursbeteiligung sowie diverser Interaktions-, Kommunikations- und Veröffentlichungsformate. Wir sind dem Open Science-Ansatz verpflichtet, vollziehen die Nutzung unserer Ergebnisse nach und schätzen ihre Wirksamkeit ein.

Unsere Forschungsorganisation und -ethik

Wir entwickeln unser Forschungsprogramm in einem offenen und partizipativen Prozess, an dem auch lokale sowie nationale und internationale Partner und Adressaten aus Wissenschaft und Gesellschaft beteiligt sind. Unsere Organisationsstruktur und -regeln sowie die Zusammenarbeit unserer Mitarbeiter*innen in Wissenschaft und Service unterstützen die effiziente und effektive Umsetzung unserer Forschungs- und Transferaktivitäten. Sie fördern gleichermaßen die wissenschaftliche Kooperation, Wissensintegration und Innovation.

Wir legen großen Wert auf ein inspirierendes, motivierendes und durch Gemeinsinn charakterisiertes Arbeitsumfeld sowie eine Organisationskultur, die sich durch Offenheit, Vertrauen, Wertschätzung, Kreativität und Lernen auszeichnet. Wir fördern die Gleichstellung der Geschlechter und schätzen die Vielfalt unseres Teams. Wir bieten allen Mitarbeiter*innen die Möglichkeit, neue Kompetenzen und Fähigkeiten zu entwickeln. Insbesondere fördern wir die Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses auf Basis einer strukturierten Förderung. Wir engagieren uns in der wissenschaftlichen Ausbildung in Zusammenarbeit mit Universitäten im Allgemeinen und der TU Dresden im Besonderen.

Unsere Arbeit ist sowohl den Grundsätzen guter wissenschaftlicher Praxis als auch verantwortungsbewusster Forschung und Innovation verpflichtet. Wir sind bestrebt, mögliche Auswirkungen unserer Forschung auf Wissenschaft, Gesellschaft und Umwelt zu antizipieren und zu bewerten. Darüber hinaus orientieren wir alle unsere Strukturen und Abläufe am Leitprinzip der starken Nachhaltigkeit.

Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.

FS Sachsen

Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.