NewCityConcepts

Modellstadt Hoyerswerda: Strukturwandel nachhaltig und regional gestalten

Problemstellung
Die große Kreisstadt Hoyerswerda, im sächsischen Teil des Lausitzer Reviers, befindet sich seit nunmehr über 80 Jahren im ständigen Veränderungsprozess. In den 1950er Jahren erlebte die Stadt mit dem Bau des Gaskombinats Schwarze Pumpe einen wirtschaftlichen Aufschwung und rasanten Bevölkerungsanstieg auf über 70.000 Menschen. Dies führte zu einem bis dahin nie da gewesenen Wohnraumbedarf und zum Bau der Neustadt, der weltweit ersten Stadt, die für den "industriellen Wohnungsbau" geplant und errichtet wurde. Nach der politischen Wende 1990 war Hoyerswerda – wie viele ostdeutsche Städte – von einem ökonomischen und demographischen Strukturwandel betroffen. Dieser zeigte sich insbesondere in dem Verlust von Arbeitsplätzen und einer Abwanderung von vor allem junger Bevölkerung und dauert bis heute an. Derzeit hat die Stadt eine Bevölkerungszahl von 32.000 und einen Altersdurchschnitt von knapp 53 Jahren.

Mit dem beschlossenen schrittweisen Kohleausstieg in Deutschland steht Hoyerswerda vor einer neuen Herausforderung: der Entwicklung einer neuen, nachhaltigen, sicheren und bezahlbaren Wärmeversorgung, dem Aufbau von Zukunftsbranchen und neuen Arbeitsplätzen und schließlich der Gestaltung einer sicheren, umweltverträglichen und wirtschaftlich erfolgreichen Zukunft der Stadt. Hinzu kommen globale Herausforderungen wie die Bewältigung des Klimawandels, der Verlust der urbanen Biodiversität, Ressourcenschonung, Migration und Digitalisierung.

Ziele und Ausblick
Derzeit sind Initiativen zur ökologischen und sozioökonomischen Entwicklung von Städten und Regionen auf einzelne Sektoren (bspw. Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft, Klimaneutralität) reduziert. Im Rahmen des NewCityConcepts sollen Grundlagen für eine solche Sektoren integrierende Methodik erarbeitet werden, bei der verschiedene Fachbereiche zusammenarbeiten und alle Beteiligten mit einbezogen werden. Ziel einer solchen Methode ist es, Wege aufzuzeigen, wie Städte und Räume auf innovative und partizipative Weise die komplexen Herausforderungen einer nachhaltigen Zukunft bewältigen können. Dabei stützen wir uns auf Wissen und die Begleitung von Fachleuten in den Bereichen Stadt- und Raumplanung und binden die Menschen vor Ort aktiv mit ein.

Im Rahmen eines von der Stadt initiierten Kooperationsverbundes von Wissenschaft, Wirtschaft und bürgerschaftlichem Engagement werden Methoden und Instrumente für eine partizipative Gestaltung eines konkreten Standortes ¬– der Schule am Planetarium in Hoyerswerda ¬– erprobt. Aus den gesammelten Erfahrungen soll ein Plan zur Fortführung und Integration des Projektes in die Stadt- und Regionalplanung entwickelt werden.

Ziel ist es, Hoyerswerda zu einem herausragenden Best-Practice-Ort für einen gelingenden Strukturwandel im Lausitzer Revier zu entwickeln und sowohl die Stadt als auch die Lausitz insgesamt im Kontext einer europäischen Modellregion als attraktiven Innovationsort zu etablieren.

Forschungsfragen
Welche Forschungsperspektiven für eine zukunftsfähige Stadt- und Stadt-Umland-Entwicklung ergeben sich aus der Begleitung eines sektorübergreifenden, integrierten und partizipativen Impulsprojekts?
Welche zukünftigen Forschungsfragen ergeben sich aus dem projektbezogenen Kooperationsverbund von Kommunalverwaltung, Wirtschaft, bürgerschaftlichen Engagement und Wissenschaft?

 

Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.

FS Sachsen

Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.